Klári
Konzerte Für Gesang, Piano, Video
& Gästen
Manchmal kann man Musik sehen - in dem KLÁRI-Projekt etwa. Denn in diesen einzigartigen Konzertprogrammen verwenden wir eigens kreierte Videokunst, um die Musik durch eine weitere „Stimme“ zu ergänzen. Die Filme erhalten so ihre Funktion und weben in Bewegung und Farben ein eigenes Bild. Jedes anders, der jeweiligen Komposition folgend. Gemeinsam wächst beides zu einem starken, neuen Kunstwerk zusammen.
KLÁRI – der Name des Projektes erinnert an die Textdichterin Klára Gombossy. Sie war es, die Béla Bartók aus seiner Schaffenskrise erlöste, die ihm die Energie zum Komponieren zurückgab – und die ihn zu seinem Zyklus op.15 inspirierte, mit dem unser Projekt begann.
Mehr Videomaterial auf Anfrage unter: info[at]klari.art
aus dem Programm Klári-Suite
GORECH! GORECH! von Peter Eötvös
Konzerte für Gesang, Piano, Video
& Gäste
Manchmal kann man Musik sehen - in dem KLÁRI-Projekt etwa. Denn in diesen einzigartigen Konzertprogrammen wird Videokunst verwendet als eine eigene Stimme neben der Musik - sie hat eine eigene Funktion. Bewegung und Farben weben ihr Bild, jedes andersartig, der jeweiligen Komposition folgend. Gemeinsam wächst beides zu einem starken Kunstwerk zusammen.
KLÁRI – der Name des Projektes erinnert an die Textdichterin Klára Gombossy. Sie war es, die Béla Bartók aus seiner Schaffenskrise erlöste, die ihm die Energie zum Komponieren zurückgab – und die ihn zu seinem Zyklus op.15 inspirierte, mit dem unser Projekt begann.
About us
.Gesang .Konzept
Die musikalische Ausbildung der gebürtigen Berlinerin Sarah van der Kemp ist außerordentlich breit: Musikwissenschaft und Klavier gehören dazu, doch am wichtigsten ist ihr der Gesang. An der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin studierte sie bei der Grande Dame ihres Faches: Professorin Julia Varady. Sie ist Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes, besuchte zudem Meisterkurse bei den namhaftesten Größen unserer Zeit, wie Peter Konwitschny, Thomas Quasthoff, Rudolf Piernay. Doch am engsten war ihre Zusammenarbeit mit Dietrich Fischer-Dieskau, mit dem sie ein breites Repertoire erarbeitete, zu dem Werke von Johannes Brahms, Franz Schubert, Hugo Wolf sowie das gesamte Liedschaffen von Gustav Mahler gehören.
In ihren Festengagements als Solo-Mezzosopranistin an der Deutschen Oper Berlin und am Staatstheater Schwerin sang Sarah van der Kemp Kemp viele der wichtigsten Partien ihres Fachs: Judith (Herzog Blaubarts Burg), Komponist (Ariadne auf Naxos), Rosina (Barbiere di Siviglia), Hänsel (Hänsel und Gretel), Carmen (Carmen), Fuchs (Das schlaue Füchslein), Eboli (Don Carlos), Sieglinde (Walküre) und viele mehr.
Weitere Engagements führten Sarah van der Kemp zum Shenzhen Philharmonie Orchestra in China, zur Dresdener Philharmonie, an die Staatsoper Berlin, zum Konzerthausorchester Berlin, zum Festival d‘Avignon, zum Festival de Radio France in Montpellier, zur Philharmonie Baden Baden und vielen anderen internationalen Festivals.
Im Konzertbereich gilt ihre besondere Leidenschaft der Interpretation von Orchesterliedern. Ihr Repertoire umfasst Lieder von Mahler, Wagner, Berlioz, Berg, de Falla und anderen.
Eigene Projekte und Konzeptionen erweitern und vertiefen das Ausdrucksspektrum der Sängerin – sie entwickelte Konzertreihen und Einzelveranstaltungen in verschiedenen Dimensionen und Konstellationen, in jüngerer Vergangenheit zum Beispiel eine Gegenüberstellung von Mahlers Lied von der Erde mit Auftragswerken für Solo-Instrumente von Peter Eötvös, Toshio Hosokawa und Nathan Currier.
.Videokunst
Robert Pflanz lebt in Berlin und hat dort sein Atelier.
Mit Kameras und Laptops ausgerüstet arbeitet er aber immer und überall und sieht sich als ein Jäger des Visuellen, egal ob Konzert, Oper, Tanz, Theater oder Installation.
Robert, geboren und aufgewachsen im Ruhrgebiet, fing dort ein Architekturstudium an, sammelte gleichzeitig erste Erfahrungen im Ausstattungsbereich von Theater und ging dann nach Berlin, um sein Hauptstudium zunächst an der Kunsthochschule Weissensee, dann an der Hochschule der Künste (heute UdK) zu absolvieren. Als Gasthörer der Freien Universität Berlin setzte er sich intensiv mit philosophischen Aspekten des Entwerfens auseinander. Schließlich absolvierte er einen Masterstudiengang Bühnenbild an der TU-Berlin.
Als ein zentrales, höchst paradoxes Thema seines Bühnendesigns gibt Robert Pflanz denn auch stets an, die Welt und Welten neben oder hinter dem Physischen physisch erlebbar machen zu wollen.
Auf der anderen Seite ist Pflanz präziser Theaterpraktiker, den auch klares Strukturieren, das Fügen der Elemente begeistert. Den künstlerischen Prozess erlebt er als essenziellen Bestandteil des Ergebnisses.
Neben seiner langjährigen Erfahrung als freier Bühnen- und Kostümbildner, gilt seit 2004 sein Schwerpunkt videokünstlerischen Arbeiten.
Tätigkeiten führten ihn an namhafte Theater-, Opern- und Konzerthäusern wie dem Staatstheater Schwerin, der Komischen Oper Berlin, der Staatsoper Unter den Linden, dem Theater Schloss Maßbach, dem Opernhaus Kiel, der Deutsche Oper Berlin, den Bad Hersfelder Festspielen, dem Palacio de Bellas Artes in Mexico City, dem Teatro Juárez in Guanajuato, dem Staatstheater Cottbus, dem Stadttheater Fürth, der Hamburgischen Staatsoper, dem Michailowski-Theater in St. Petersburg, der Bayrischen Staatsoper, der Stiftung Mozarteum Salzburg, dem Anhaltisches Theater Dessau, Philharmonie Luxembourg, u.v.m.
.Management .Ausstattung
In manche Leben passt mehr als in andere – das von Saule Moldalukova ist so eines. Vielleicht, weil ihre Wurzeln so breit verstreut sind: in ganz Zentralasien.
Geboren ist Saule in Bischkek an der Seidenstraße. Seither trägt sie die Lust am Reisen, den Geschäftssinn, die Vorliebe für Farben und die Leidenschaft für gute Stoffe in sich. Modedesign wollte sie studieren, so lange sie denken konnte; dass Kleider ihre Laufbahn bestimmen würden wusste sie, seitdem sie sich selbst den Rock zuknöpfen konnte.
Brotlose Kunst, befand ihr Vater. Also studierte Saule am Tage in Kirgisistan Internationale Politik – und lernte am Abend, die Kleider zu schneidern, die sie selber gerne tragen würde. Beide Ausbildungen schloss sie ab. Ein verschlungener Weg führte sie u.a. nach Istanbul, wo sie in der Projektentwicklung für Konzerne arbeitete, später zu einer Modefirma nach Paris; von dort aus wiederum wurde sie nach Berlin entsandt, um im KaDeWe einen Shop für das Label zu eröffnen. Bald darauf wechselte die Unternehmerin zu ihrer eigenen Boutique in Berlin Schöneberg.
Das Interview
Stefanie Schuster stellte die Fragen
.Zur Entstehung des Projekts
Die Fragen stellte Stefanie Schuster.
Zur Entstehung des Projektes
Manche Projekte müssen langsam reifen, bis sie ihr endgültiges Format gefunden haben – wie das Klári-Projekt. In einem Interview schildert Sarah van der Kemp, wie der Lockdown dabei half, ihr neues Musikformat zu entwickeln.
Frau van der Kemp, wie kommen Sie zu dem Klári-Projekt?
Es kamen zwei Dinge zusammen. Zum einen fing der erste Pandemie-Lockdown gerade an, und die Konzerte fielen alle weg. Ich war auf der Suche nach einem anderen Aufführungsformat, um trotzdem weiter auftreten zu können. Und zum anderen wollte ich Bartóks Liederzyklus op. 15 – die Klári-Lieder – aufführen. Ich habe die Lieder vor einigen Jahren das erste Mal gehört und sie ließen mich seither nicht mehr los. Ich war begeistert von der Musik und habe mich gewundert, warum sie so selten aufgeführt werden. Ich vermute, es lag an den Texten, die die Kritiker für „schlecht“ hielten. Ich finde das allerdings gar nicht und wollte mit einer neuen Interpretation einen anderen Akzent setzen. Daraus entstand dann die Idee, Bartóks Lieder in den Mittelpunkt eines Konzertprogramms zu stellen und sie buchstäblich in ein anderes Licht zu rücken. Und weil wir ja noch in der Pandemie waren, entschied ich mich darüber hinaus für ein Videoformat.
Wie haben Sie Ihren Kollegen Robert Pflanz gefunden?
Ich kannte Robert aus einer Opernproduktion in Schwerin. Er hat dort das Bühnenbild gemacht, und ich habe gesungen. Ich war begeistert von seinen Bühnengestaltung und seinen Videoinstallationen. Das war so sensibel und geschmackvoll eingesetzt, dass ich dachte: entweder ich mache das mit Robert, oder gar nicht. Das habe ich ihm am Anfang natürlich nicht gesagt!
Wofür steht der Name – „Klári-Projekt“?
Der Name steht für das Konzertformat, also: die Kammermusik mit Videokunst, ebenso wie für das Ensemble. Er erinnert an den Ursprung der Projektidee und an das erste Programm, die Klári-Suite. Die Namensgeberin ist Klára Gombossy, die blutjunge Dichterin der Bartók Lieder, mit denen alles begann. Die beiden begegneten sich auf einer Studienreise Bartóks, wo die erst 14-jährige Försterstochter Klára für ihn slowakische Volkslieder übersetzte. Bartók sammelte und archivierte diese Lieder. Später zeigte sie ihm auch ihre eigenen Texte. Bartók erkannte Kláras Talent und förderte ihre Ausbildung. Wir wissen, dass Béla Bartók sich in Klára Gombossy verliebte, sie seine Gefühle aber nicht erwiderte. Sie schien ihn aber nach langer Schaffenskrise nach dem ersten Weltkrieg wieder zum Komponieren bewegt zu haben. Was uns bleibt sind die vier Vertonungen ihrer Gedichte in seinem Zyklus op. 15.
Warum hat Sie gerade dieser wenig bekannte Lieder Zyklus so interessiert – und berührt?
Diese Lieder haben für mich eine ganz eigene und auch ungewöhnliche Qualität. Bartók ist bekannt dafür, dass er Volkslieder unterschiedlichster Ethnien sammelte und aufschrieb. Volkslieder haben in jeder Strophe die gleiche Melodie und Begleitstimme. In Bartóks Oeuvre gibt es nur 10 sogenannte Kunstlieder, die in op. 15 und 16. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie durchkomponiert sind, also: jede Strophe hat eine andere Melodie und darüber hinaus eine andere Begleitung im Klavier. Die Musik entwickelt sich im Laufe des Liedes entlang des Textes. Dieses Prinzip hat Bartók zwar nicht erfunden, aber in seinem eigenen Oeuvre ist es eine Ausnahme. Im Gegensatz zu den von ihm gesammelten Volksliedern erinnern sie musikalisch und thematisch stark an seine Oper „Herzog Blaubarts Burg“ – sie wirken wie eine konzertante Version im Kleinformat!
Was mich besonders an den Klári-Liedern berührt, ist Bartóks Umgang mit den Texten. Diese spiegeln die ganze Bandbreite von Sehnsüchten einer jungen Frau – von erotischen Phantasien bis hin zu ersehnten Geistesverbundenheit zweier Seelen, deren Formulierung in jener Zeit sicherlich nicht gängig war. Bartók gibt diesen leidenschaftlichen Gefühlen Raum, lässt sie explodieren, und gleichzeitig zügelt er sie durch seine musikalische Form und Klangwelt. Ich denke, er hat diese unreflektierten freien Gefühlsausbrüche als Qualität eines besonders starken, leidenschaftlichen Ausdrucks erkannt, und hat die teils etwas unbeholfene Dichtung großzügig übergangen. Dieses Wort-Ton-Verhältnis ist sehr reizvoll in der interpretatorischen Arbeit!
Muss man von diesem Hintergrund wissen, um die Lieder und Ihre Umsetzung richtig zu verstehen?
Nein. Die Lieder stehen für sich. In diesem Fall ist das Hintergrundwissen beim Hören vielleicht eher hinderlich, weil sie schnell zu Spekulationen über das Verhältnis zwischen Klára und Bartók führen. Der Umstand, dass sie erst 14 Jahre alt war, Bartók aber schon Ende dreißig und außerdem verheiratet, gibt anscheinend Anlass zu vielen Mutmaßungen, an denen ich mich nicht beteiligen möchte.
Bis heute werden diese Stücke ja wenig gespielt – begehen Sie also in Ihren Aufführungen einen Tabubruch?
Nein. In der Rezeptionsgeschichte werden die Texte der Lieder fast einheitlich vernichtend beurteilt. Sie werden als Pubertätserotik, peinlich, dilettantisch und naiv abgetan. Für mich verraten diese Beurteilungen mehr über das Verhältnis der Verfasser zu erotischen Themen als über die Qualität der Gedichte. Liebesehnsüchte sind doch heute kein Tabu mehr!
Frau van der Kemp – warum braucht Ihre Musik eigentlich Videokunst –als Hintergrund?
Gut, dass Sie das fragen! Es gibt nämlich bei dem Zusammenführen von Musik und Video eine Verwechselungsgefahr, die ich unbedingt vermeiden möchte. Das betrifft schließlich auch die Frage nach dem künstlerischen Mehrwert.
Videos in Verbindung mit klassischer Musik sind ja nichts Neues, und gerade dazu sehr in Mode. Mein Sängerherz sträubt sich in der Kammermusik eigentlich vollkommen dagegen. Denn im Lied und der Kammermusik geht es ja gerade darum, den Raum und die Farben klanglich darzustellen. Die Bilder sollen bei den Zuhörenden spontan entstehen – vor dem inneren Auge, ganz individuell. Das ist für mich die Kunst und ihr Zauber.
Wenn man aber die Bilder vorgibt, wie etwa im Video, kann das Video schnell zum Ersatz oder auch zur Verdopplung der interpretatorischen Aufgabe werden. Das haben wir in unseren Konzertprogrammen aber nicht vor! Das Video soll weder die Musik verdoppeln noch die Worte erklären, und schon gar keine Szene wie in der Oper darstellen. Die Videokunst wird von uns „rein kompositorisch“ eingesetzt. Quasi als eigene musikalische Stimme, die man „hören“ kann.
Das wichtige, und vielleicht auch das einzigartige an der KLÁRI-Idee ist nicht, dass das Video als neues Instrument, also als eine neue kammermusikalische Besetzung erscheint, sondern dass ein musikästhetischer Standpunkt entsteht. Form und Inhalt sollen entsprechen. Und das dehnen wir aus auf den gesamten Konzertabend. Die Entwicklung der Video-Kunst durch den gesamten Abend hindurch spannt dabei den großen künstlerischen Bogen.
Was ist Ihr künstlerisches Ziel?
Der Prozess! Das Projekt ist ein Experiment.
Worin bestand bei diesem beispiellosen Projekt die größte Herausforderung?
Das Schwierigste war, eine Balance zwischen Bild und Musik zu finden. Bartóks Musik, seine Lieder, brauchen eigentlich keine Bilder, denn die entstehen beim Hören von selbst. Und aus der Perspektive einer Sängerin schaffe ich mir durch die Videokunst einen Mitstreiter, der immer schneller ist als ich.
Bei jedem Lied haben wir uns gefragt, in welcher Funktion das Video logischerweise erscheinen kann. Wo lässt die Musik Platz? Wo kann das Video erscheinen ohne die Musik zu überfluten? Bei jedem Werk fällt die Antwort anders aus, das ist wirklich erstaunlich.
Und wie haben Sie die Themen gesetzt?
In KLÁRI -SUITE ist das Thema Leidenschaft in unterschiedlichsten Facetten zwischen schöpferischen und zerstörerischen Kräften, die sich exponentiell „ausdehnen“. Ich habe dieses Thema gewählt, weil mich diese Bewegung stark an ein beliebtes Kompositionsprinzip von Bartók erinnert, was auch schon in den Klári-Liedern auftaucht. Er verwendete mit Vorliebe die Proportionen des Goldenen Schnitts bzw. der Fibonacci-Zahlenfolge in seinen Werken. Und so zeigt das Video dieses Wachstum als großen Bogen, über den ganzen Abend. Damit wirkt es quasi wie eine Vergrößerung seines Kompositionsprinzips. Auch die Farben spielen dabei eine wichtige Rolle: Schwarz/weiß + unscharf entwickeln sich zu schnell + bunt.
Wie reagiert das Publikum auf Ihre Arbeit? Kann das Publikum das denn nachvollziehen? Oder müssen Sie dazu eigens eine Einleitung geben?
Erstmal hat uns alle gefreut, dass wir ein ganz breites Spektrum an Interessierten begrüßen konnten! Kammermusikliebhaber, ebenso ansonsten eher theateraffine Menschen, die nicht in ein klassisches Konzert gehen, aber auch alte und junge Menschen gleichermaßen – man kann gar nicht sagen, dass es sich um eine bestimmte Zielgruppe handelt! Das ist sehr schön.
Anscheinend ist Konzept ist aufgegangen. Ganz offensichtlich war die Videokunst für einen Teil des Publikums eine Brücke, ein weiteres Tor zur Welt der klassischen Musik, und gleichzeitig konnten die Kenner das kompositorische Konzept des Programms verfolgen.
Nun haben Sie bereits damit begonnen, ein weiteres Projekt zu entwickeln – worum geht es da?
In dem Programm SPIEGELBILDER wird der Raum durch das Gegenüberstellen von Gegensätzen geschaffen. Es geht um gegensätzliche Gefühle, Themen und deren Umsetzung in musikalische Welten. Diese „Spiegelbilder“ meinen zum einen das Äquivalent, und dann hoffentlich auch die Spiegelung der Gefühle im und für das Publikum. Das heißt, wir spiegeln horizontal und vertikal. Auch hier knüpfen wir an eine Kompositionstechnik an, die auf die gesamte Programmgestaltung angewendet wird – die Fuge.
Und welche Stücke werden wir in dem Programm Spiegelbilder hören?
Wieder Bartók und Ravel. Es gibt noch eine „Zwillings-Liedergruppe“ zu den Klári-Liedern von Bartók. Er nennt sie Herbstotenlieder, und schrieb sie im selben Jahr. Aber anders als die stürmischen Klári-Lieder sind die Herbstotenlieder emotional statisch. Sie verharren in Resignation und Unmut, und sehen den einzigen Ausweg im Tod.
Es gibt es auch einen weiteren Zyklus von Ravel – das sind die Chansons Madécasses, die als Gegenstück zu Ravels Shéhérazade aus KLÁRI 1 gelten können. Es sind Vertonungen von drei madagassischen Gedichten, in denen die Ankunft und Schreckensherrschaft des „weißen Mannes“ auf Madagaskar besungen wird. Ein sehr moderner, anti-kolonialistischer Zyklus, wenn man so will. In Shéhérazade ist die Fremdheit und das Exotische ja mehr ein willkommener Fluchtpunkt, eine Phantasie-Orgie, ein Trip, auf dem Weg in den Orient. Die Fremdheit ist hier ehr ein willkommener Fluchtpunkt. So gesehen sind die Bartók- und Ravel-Lieder aus SPIGELBILDER auch ein Spiegel zu den Stücken aus KLÁRI-SUITE.
Das hört sich sehr komplex an!
Ja, tatsächlich. Dazu gibt eigentlich sogar noch ein weiteres Programm mit neuen zeitgenössischen Kompositionen, die unter dem Arbeitstitel SPIEGELBILDER zusammengefasst werden. Rein praktisch gedacht sind die geplanten neuen Auftragsstücke allerdings schwerer realisierbar, da sie mit viel höheren Kosten verbunden sind, und einen viel längeren Vorlauf brauchen.
Es handelt sich um Auftragswerke? Worum wird es da gehen?
Bartók hat sich sein ganzes Leben damit beschäftigt die Gesetzte des Wachstums in der Pflanzen- und Tierwelt zu erforschen, und sie dann in seine Kompositionen einfließen lassen. Es gibt einen schönen Leitsatz von ihm, der auch zum Arbeitstitel für die Komponisten der Auftragsstücke werden wird:
Wir schaffen nach der Natur
Aber anders als vor hundert Jahren zu Bartóks Lebzeiten, stehen wir heute vor den dramatisch wachsenden Problemen des Klimawandels, die wir selbst verursacht haben. Die Komponisten werden fünf musikalische Welten erschaffen, in denen sich die Spezies Mensch als Teil einer Gemeinschaft aller Lebewesen einreiht. Es wird also um Symbiosen gehen. Vorbilder in der Natur gibt es dafür ja genügend!
Und die Musik ist da die richtige Sprache dafür?
Auf jeden Fall! In dem Moment, wo zwei Musiker zusammen musizieren, ist das schon der Fall. Musik spricht unsere Gefühle und unseren Intellekt an. Das macht diese Welten in viel größeren Dimensionen erfahrbar. Wir sind sehr gespannt auf die Lösungen!
…und diese fünf neuen Werke sind dann die Spiegelbilder zu Bartóks fünf Herbsttotenlieder?
Genau!
Vielen Dank für das Gespräch!
.Die Welt in Bild und Ton neu ordnen
Die Fragen stellte Stefanie Schuster.
Die Welt in Bild und Ton neu ordnen
Die eine Seite des Klári-Projektes ist also die Musik mitsamt ihren frivolen Texten aus der Feder von Klara Gombossy, in Form gebracht mit Bartóks streng-formalen Melodien. Doch die andere Seite, das ist die Videokunst von Robert Pflanz. Im Interview berichtet er darüber, wie er seinen Zugang zum Projekt gefunden hat.
Herr Pflanz, wie kommen Sie zu dem Klári-Projekt?
Ganz einfach eigentlich: Sarah hat mich gefragt, ob ich das Projekt mit entwickeln möchte – und da konnte ich nicht nein sagen.
Warum?
Weil das Projekt für mich die Möglichkeit bedeutet, eine individuell gestaltete Aussage zur Musik zu treffen, ein ganzes Thema visuell „abzuarbeiten“ – und auch das Denken des Publikums, ebenso wie mein eigenes, in Variationen zu schärfen – und auch dieses Ergebnis visuell umzusetzen. Eine spannende Sache!
Wie macht man das – nach Kammermusik einen Bild-Teppich zu weben?
Man muss vor allem Kette und Schuss immer im Auge haben! Um aber im Bild des Teppichs zu bleiben: Man muss das Bild eigentlich knüpfen, es also aus vielen losen Fäden herstellen und nachher abscheren.
Aber natürlich stehen auch andere Teppiche für eine wunderbare Bildsprache, etwa der berühmte Teppich von Bayeux, auf dem die Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer dargestellt wird. Der allerdings ist ja gestickt! Doch an ihm zeigt sich, dass das Storytelling nicht nur für Zeitgenossen, sondern auch über Jahrtausende hinweg funktionieren kann – wenn es gut gemacht ist. Und bei diesem Teppich funktioniert das Storytelling der historischen Ereignisse über die Bildersprache ja perfekt.
Idealerweise ist es hier wie dort so, dass kleine Teile – der Musik, der Bilder, der Geschichten, die erzählt werden sollen – miteinander eine Verbindung eingehen, sich verschachteln, überlagern und so ein neues Bild ergeben, das sich immer weiter wandelt und so zu etwas Neuem wird.
Ganz ähnlich verhält es sich auch in der Videokunst zum Klári-Projekt. Dabei ist die Musik der Ausgangspunkt und im Prozess des Hörens entstehen im Kopf assoziative Bildteile. Durch die Videos versuchen wir, das Hören auf eine besondere, zusätzliche Weise zu intensivieren – eben indem wir ihm das Sehen zur Seite stellen. Die Kammermusik ist dafür besonders geeignet, denn es handelt sich hierbei um eine überschaubare und doch vielfältige musikalische Form.Ich schätze es auch, dass alle Beteiligten gleichberechtigt an dieser Transformation im Klári-Projekt arbeiten.
Wodurch unterscheidet sich dieses Projekt von anderer Video-Kunst?
Es handelt sich bei dem Klári-Projekt um Musik-Theater im weitesten Sinne.
Die „klassische“ Videokunst an und für sich wirkt allein – hier, in der Kammermusik, wird sie jedoch zu einem Partner und erweitert das musikalische Erlebnis des Publikums. Es wird eine neue Form von theatralischem Ereignis generiert – das finde ich schon aufregend!
Haben Sie selbst dadurch auch noch einmal einen neuen Zugang zu moderner klassischer Musik gefunden?
Permanent – jedes Mal aufs Neue!!
Was davon können – und wollen – Sie weitergeben?
Es geht mir in dem Klári-Projekt auch darum, dem Publikum, unseren Gästen, eine differenzierte Sicht auf die Dinge, auf die Musik und ihre Inhalte, zu ermöglichen! Beispielsweise diese: Die Welt um uns herum ist eben nicht willkürlich zusammengesetzt – regellos, beliebig, zufällig – sondern sie folgt in allen ihren Einzelheiten einem bestimmten, manchmal komplizierten dramaturgischem Schema. So etwas kann – außerhalb der rationalen Ebenen – nur die Kunst zeigen. Und in der Kombination von Bild und Ton können wir im Klári-Projekt mehr geben als den bloßen Hörgenuß! Darauf kommt es uns an.
Das hört sich an, als hätten Sie den richtigen Weg schon gefunden! Was würden Sie gerne als nächstes angehen?
Die Fortsetzung des ersten Teils!
Besten Dank für das Gespräch!
.Turban oder Baskenmütze?
INTERVIEW MIT SAULE
Die Fragen stellte Stefanie Schuster.
Turban oder Baskenmütze?
Weil bei den Klári-Konzerten auch das Auge seine ganz eigenen Rolle bekommt, werden die Musiker auch selbst optisch Teil der Inszenierung. Saule Moldakulova drückt dem Bühnengeschehen einen ganz eigenen Stempel auf.
Frau Moldakulova – Sie kommen ja eigentlich aus einer ganz anderen Richtung! Sie haben im Modebusiness international gearbeitet – wie kommen Sie zu dem Klari-Projekt?
Ich habe Sarah in einer meiner Modeboutiquen in Schöneberg kennengelernt, als sie auf der Suche nach einem Kleid für einen Konzertauftritt war. Da haben wir uns gleich gut verstanden! Sie erzählte mir von ihrer Vison, und fragte mich, ob ich gerne mitmachen möchte.
Haben Sie gleich Zugang gefunden zu der modernen klassischen Musik?
Ja! Ich liebe klassische Musik, besuche Konzerte aller Art und habe mein Leben lang getanzt – die Musik war immer Teil meines Lebens.
Welche Rolle übernehmen Sie in dem Klári-Projekt?
Eine farbige vor allem! Sarah erzählte mir von ihrem Projekt, von ihren Gedanken, Vorstellungen und Zielen, das hat mich begeistert. Meine Welt war ja immer schon voller Farbe, denn an der Seidenstraße, da, wo ich geboren bin, da sind sie überall: üppig, glühend, auf glänzenden Stoffen – einfach überall. Und so entstanden, während Sarah erzählte, richtige Bilder vor meinem inneren Auge. Und diese Bilder habe ich umgesetzt in ihre Bühnenoutfits. Ich höre zu, sehe diese Bilder aufsteigen und beginne zu zeichnen. Wir sind meist beide überrascht, was dabei herauskommt!
Und wir sind uns nicht immer gleich ganz einig!
Bei dem jüngsten Stück beispielsweise war es so, dass Robert fand: Hier fehlt etwas auf dem Kopf! Vielleicht eine Baskenmütze?
Ich war empört – doch keine Baskenmütze! Und dann hat er vorgeschlagen einen Turban zu nehmen. Ich wußte gar nicht was ein Turban ist. Das habe ich zu Hause nachgeschlagen – und dann einen eigenen kreiert. So ist dieser Turban entstanden.
Das Wichtigste ist für mich, dass ich meine Phantasie entfalten und ausprobieren. Da möchte ich keine Kompromisse eingehen. So, wie ich den beiden anderen in ihren künstlerischen Entscheidungen vertraue, müssen sie das umgekehrt bei mir auch. Wir ergänzen uns. Das ist eine ganz großartige Konstellation!
Doch Sie sind nicht nur für das Design zuständig, Sie bereiten auch noch etwas anderes vor.
Ja, tatsächlich! Sarah hat für das nächste Video eine Habanera ausgesucht. Einen Tanz also. Da ich sehr lange Tänzerin war, und das immer ein wichtiger Teil meines Lebens ist, übernehme ich bei diesem Lied die Bewegung. Wir zeigen aber keine Tanz Choreographie, das ist alles schonmal da gewesen. Wir wollen den Blickwinkel verändern, etwas ganz Neues schaffen! Also entstand die Idee ungewöhnliche Körperteile vor der Kamera zu fokussieren. Ich stelle zum Beispiel meine eigenen Ellbogen dafür zur Verfügung … und Robert wird daraus mit seiner Fantasie wieder was eigenes schaffen.
Zu sehen ist dann im Klári 2-Projekt. Die Aufführung bereiten wir gerade vor.
Auf welchen Vorbildern fußt diese Arbeit?
Es würde nicht zu mir passen, nach Vorbildern zu arbeiten. Die Grundlage ist allein meine Fantasie und meine Verbindung zu Musik, Tanz und Farben.
Haben Sie ein Ziel mit Ihrer Arbeit in den Klári-Projekten?
Wir haben alle sehr unterschiedliche Ziele! Sarah will den Menschen mit ihrer Stimme etwas geben, das Bewusstsein für eine andere Ebene öffnen, ich will vor allem meine Kreativität austoben.
Und was will Robert?
Keine Ahnung! Da müssen Sie ihn selbst fragen!
Mache ich! Welches Projekt wollen Sie als nächstes angehen?
Das werde ich Ihnen nicht verraten! Es muss ja auch ein bisschen spannend bleiben!
Dann danke ich bis hierher und freue mich aufs nächste Mal!
Klári 1
Klári - Suite
Kammerkonzert Für Gesang, Piano. Video
& Flöte
Mit Musik von
Gesang, Piano:
5 Lieder op. 15
1. A vágyak éjele
(Nacht der Sehnsucht)
2. Szines álomban
(In einem bunten Traum)
3. Nyár
(Sommer)
4. Itt lent a völgyben
(Hier unten im Tale)
5. Az én szerelmem
(Meine Liebe)
Piano:
Im Freien Nr. 4
Klänge der Nacht
Piano Solo:
Piano Étude Nr. 2
Sequenzen
Gesang, Piano, Flöte:
Shéhérazade
Nr. 1 Asie
Nr. 2 La flute enchantée
Gesang Solo:
Gorech’! Gorech’!
(Bitterkeit! Bitterkeit)
Flöte Solo:
8 aşa-zise studii din traista fluieraşului călător
(8 Etüden aus dem Ranzen des wandernden Spielmanns)
Mitwirkende
.Piano
Ihr fulminantes CD-Debüt mit Werken von Chin, Boulez, Ligeti und Messiaen gewann den „Coup de Coeur“ der Académie Charles Cros in Frankreich und ihr jüngstes Skrjabin-Album wur- de für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und den In- ternational Classical Music Awards nominiert.
Sie arbeitete mit Komponisten wie Pierre Boulez, Unsuk Chin, mit Dirigenten wie Kent Nagano, Steven Sloane, mit Orche- stern/Ensembles wie dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, den Bochumer Symphonikern, dem MDR-Sinfonieor- chester, der Staatskapelle Halle und dem 1B1 Ensemble zu- sammen und erarbeitete Kammermusik-Projekte u.a. mit Jörg Widmann, Jan Bjøranger, Eszter Haffner, Lars Anders Tomter und Torleif Thedéen.
Yejin Gil trat bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Thüringer Bachwochen, dem Klavier-Festival Ruhr, dem International Piano Festival La Roque d’Anthéron auf und kon- zertierte im Grand Théâtre de Genève, in der Essener Philhar- monie, in der Salle Cortot, der Weimarhalle oder auch dem Konzerthaus Berlin. Neben ihrer künstlerischen Arbeit widmet sie sich pädagogischen Tätigkeiten und gibt regelmäßig Semina- re & Meisterkurse in den USA, in Deutschland, England, Norwe- gen, Frankreich und Italien. Als Jurorin ist sie bei internationalen Wettbewerben tätig.
.Gesang .Konzept
Die musikalische Ausbildung der gebürtigen Berlinerin Sarah van der Kemp ist außerordentlich breit: Musikwissenschaft und Klavier gehören dazu, doch am wichtigsten ist ihr der Gesang. An der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin studierte sie bei der Grande Dame ihres Faches: Professorin Julia Varady. Sie ist Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes, besuchte zudem Meisterkurse bei den namhaftesten Größen unserer Zeit, wie Peter Konwitschny, Thomas Quasthoff, Rudolf Piernay. Doch am engsten war ihre Zusammenarbeit mit Dietrich Fischer-Dieskau, mit dem sie ein breites Repertoire erarbeitete, zu dem Werke von Johannes Brahms, Franz Schubert, Hugo Wolf sowie das gesamte Liedschaffen von Gustav Mahler gehören.
In ihren Festengagements als Solo-Mezzosopranistin an der Deutschen Oper Berlin und am Staatstheater Schwerin sang Sarah van der Kemp Kemp viele der wichtigsten Partien ihres Fachs: Judith (Herzog Blaubarts Burg), Komponist (Ariadne auf Naxos), Rosina (Barbiere di Siviglia), Hänsel (Hänsel und Gretel), Carmen (Carmen), Fuchs (Das schlaue Füchslein), Eboli (Don Carlos), Sieglinde (Walküre) und viele mehr.
Weitere Engagements führten Sarah van der Kemp zum Shenzhen Philharmonie Orchestra in China, zur Dresdener Philharmonie, an die Staatsoper Berlin, zum Konzerthausorchester Berlin, zum Festival d‘Avignon, zum Festival de Radio France in Montpellier, zur Philharmonie Baden Baden und vielen anderen internationalen Festivals.
Im Konzertbereich gilt ihre besondere Leidenschaft der Interpretation von Orchesterliedern. Ihr Repertoire umfasst Lieder von Mahler, Wagner, Berlioz, Berg, de Falla und anderen.
Eigene Projekte und Konzeptionen erweitern und vertiefen das Ausdrucksspektrum der Sängerin – sie entwickelte Konzertreihen und Einzelveranstaltungen in verschiedenen Dimensionen und Konstellationen, in jüngerer Vergangenheit zum Beispiel eine Gegenüberstellung von Mahlers Lied von der Erde mit Auftragswerken für Solo-Instrumente von Peter Eötvös, Toshio Hosokawa und Nathan Currier.
Robert Pflanz lebt in Berlin und hat dort sein Atelier.
Mit Kameras und Laptops ausgerüstet arbeitet er aber immer und überall und sieht sich als ein Jäger des Visuellen, egal ob Konzert, Oper, Tanz, Theater oder Installation.
Robert, geboren und aufgewachsen im Ruhrgebiet, fing dort ein Architekturstudium an, sammelte gleichzeitig erste Erfahrungen im Ausstattungsbereich von Theater und ging dann nach Berlin, um sein Hauptstudium zunächst an der Kunsthochschule Weissensee, dann an der Hochschule der Künste (heute UdK) zu absolvieren. Als Gasthörer der Freien Universität Berlin setzte er sich intensiv mit philosophischen Aspekten des Entwerfens auseinander. Schließlich absolvierte er einen Masterstudiengang Bühnenbild an der TU-Berlin.
Als ein zentrales, höchst paradoxes Thema seines Bühnendesigns gibt Robert Pflanz denn auch stets an, die Welt und Welten neben oder hinter dem Physischen physisch erlebbar machen zu wollen.
Auf der anderen Seite ist Pflanz präziser Theaterpraktiker, den auch klares Strukturieren, das Fügen der Elemente begeistert. Den künstlerischen Prozess erlebt er als essenziellen Bestandteil des Ergebnisses.
Neben seiner langjährigen Erfahrung als freier Bühnen- und Kostümbildner, gilt seit 2004 sein Schwerpunkt videokünstlerischen Arbeiten.
Tätigkeiten führten ihn an namhafte Theater-, Opern- und Konzerthäusern wie dem Staatstheater Schwerin, der Komischen Oper Berlin, der Staatsoper Unter den Linden, dem Theater Schloss Maßbach, dem Opernhaus Kiel, der Deutsche Oper Berlin, den Bad Hersfelder Festspielen, dem Palacio de Bellas Artes in Mexico City, dem Teatro Juárez in Guanajuato, dem Staatstheater Cottbus, dem Stadttheater Fürth, der Hamburgischen Staatsoper, dem Michailowski-Theater in St. Petersburg, der Bayrischen Staatsoper, der Stiftung Mozarteum Salzburg, dem Anhaltisches Theater Dessau, Philharmonie Luxembourg, u.v.m.
Aaron Dan ist als Solist, Komponist, Kammermusiker und Moderator international unterwegs; er ist Gewinner mehrerer Wettbewerbe, unter anderem des Flötenwettbewerbs The Winner of Belgrade, 2005. Im Jahr 2013 wurde dem von ihm mitgegründeten Ensemble Berlin Counterpoint der Usedomer Musikpreis verliehen.
Das umfangreiche kompositorische Oeuvre von Aaron Dan umfasst dutzende Neubearbeitungen und Kompositionen für seine Ensembles, viele Stücke für Musiktheater, Orchesterwerke, Chor und Kammermusik sowie immer mehr Werke für Flöte und Loop Station. 2021 entstand die Klanginstallation BABEL für 40 Lautsprecher (UA Kunstmuseum Reutlingen). Die ungarische Fassung seiner Kinderoper Der kleine Prinz wird im Frühjahr 2023 in der Ungarischen Staatsoper seiner Geburtsstadt Klausenburg uraufgeführt.
Aaron Dan lebt mit seiner Familie in Berlin.
Für das Konzertprogramm KLÁRI-SUITE für Gesang, Piano und Video wandelte sich die Berliner Villa Elisabeth zum Begegnungsort der Künste.
Als „Suite“ kann dabei nicht nur das musikalische Gattungskonzept einer Abfolge von Charakterstücken verstanden werden, sondern – analog zur gleichnamigen Zimmerflucht – auch die Folge zu erlebender klanglicher Räume. In der Videoprojektion tut sich ein weiterer Raum auf, der der Interpretation der Musik einen eigenständigen Beitrag hinzufügt.
Programmatisch werden Béla Bartóks Fünf Lieder op. 15 (Klári-Lieder) zum Nukleus einer Erkundung der gesamten Spannweite der Leidenschaft zwischen schöpferischer und zerstörerischer, rauschhafter und ekstatischer Kraft.
Béla Bartóks Fünf Lieder op. 15 (Klári-Lieder) konfrontieren uns mit allen Höhen und Tiefen rauschhafter Liebessehnsüchte einer jungen Frau. In der postum herausgegeben Erstausgabe seines Sohnes Peter Bartók endet dieser Zyklus mit dem Lied Itt lent a völgyben (Hier unten im Tale), dem einzigen Lied, das von Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Resignation geprägt ist. Diese Reihung der Lieder erzählt eine Liebesgeschichte, die im Scheitern endet.
Bartók selbst hatte in seinem Manuskript eine andere Reihenfolge festgelegt, die Sarah van der Kemp weitaus mehr überzeugt und zum Projekt KLÁRI-SUITE inspiriert hat:
Bartók betont den zyklischen Wechsel der Gefühlszustände. Die Klári-Lieder beginnen im Dunkel der Nacht mit dem Lied A vágyak éjjele (Nacht der Sehnsucht), das die Sehnsucht nach Liebe durch das unbeständige Auf und Ab leidenschaftlicher Emotionen und erotischer Träume beschreibt. Alle fünf Lieder sind Tageszeiten zugeordnet. Die Lieder zwei bis fünf zudem auch Jahreszeiten, wobei Temperatur und Wetterlage mit den Gefühlen der Liebessehnsucht in Beziehung gesetzt werden. Ähnlich wie in Bartóks Opereinakter und Beziehungsdrama Herzog Blaubarts Burg beginnt der Liederzyklus im Dunklen und hat seinen hellsten und heißesten (in der Oper dramatischsten) Höhepunkt im Teilungspunkt des Goldenen Schnitts. (Lied Nr. 3 Sommer: „Offenen Mundes trink‘ ich die Sonnenfluten, der flammende Himmel stürzt auf mich herab!“) In der Oper schließt sich der Kreis durch die Rückkehr ins Dunkel, die Beziehung ist gescheitert. In den Fünf Liedern op. 15 reihen sich die facettenreich dargestellten Liebesgefühle in das Werden und Vergehen der Natur ein. Bartók beendet den Zyklus mit dem Verklingen des Klaviernachspiels bei gehaltenem Pedal im „Taumel des Entzückens!“
Bartóks Interesse an Zusammenhängen von Mathematik, Natur finden Niederschlag in seiner Musik. Mit Vorliebe verwendete er die Proportionen des Goldenen Schnitts bzw. der Fibonacci-Zahlenfolge.
Auch das Gesamtprogramm der KLÁRI-SUITE folgt nun diesen Proportionsprinzipien. Ausgehend von der Reihenfolge in Bartóks Manuskript und inhaltlichen zyklischen Anknüpfungspunkten erklingen die Klári-Lieder in einer neuen, von der gängigen Zählung des Herausgebers abweichenden Reihenfolge – vom Video untermalt mit einer schwarz-weißen, unscharfen Nebelwelt.
Im Anschluss erklingen drei Soli, die die künstlerischen Medien als Einzelelemente präsentieren: Zunächst für das Klavier Unsuk Chins Etüde Nr. 2 Sequenzen, dann Peter Eötvös’ bitteres Goretsch! Goretsch! für Mezzosopran solo. Zuletzt leitet das immer bunter und wahnwitziger gesteigerte Videosolo über zu zwei Liedern aus Shéhérazade, Ravels vor exotisierender Sinnlichkeit, Erotik und Gewalt rauschhaft überbordenden Vertonungen von Texten Tristan Klingsors. In den ursprünglich als Orchesterliedern konzipierten Werken ergibt sich eine reizvolle Wirkung durch die schwärmerisch bunten Videoprojektionen. Im zweiten Stück, La flûte enchantée, übernimmt Special Guest Aaron Dan den Part der Soloflöte, bevor das Programm in einer abschließenden Kadenz reflektiert wird, und mit Bartóks Klängen der Nacht das Publikum in eigenes Träumen entlässt.
Die Gesamtdramaturgie des Programms erhebt formale Eigenheiten aus Bartóks Komposition zum Leitprinzip: Die Stückkomplexe mit den Umfängen 8/5/3/2/1 folgen der umgekehrten Fibonacci-Folge, emotionaler Tief- und Höhepunkt erklingen am dem Goldenen Schnitt entsprechenden Teilungspunkt der Klári-Lieder und respektive der gesamten Suite. Diese Proportionen bestimmen auch Farb- und Lichtregie. Das Programm insgesamt expandiert von der formalen Dichte der Klári-Lieder zur fantastischen Weite von Shéhérazade und dem Finale.
Premiere: 18.09.2022
In Kooperation Mit
In der Villa Elisabeth | Invalidenstraße 3, 10115 Berlin
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